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Blutrünstige Stechmücken

Vermutlich sind Sie schon von einer Mücke gestochen worden, bei einem Spaziergang im Wald, am Ufer eines Sees oder im Urlaub, wenn Mücken in Scharen auftauchen. Auch wenn sie es nicht darauf abgesehen haben, hinterlassen Mücken rote, juckende Stiche und übertragen manchmal auch Krankheiten.

veröffentlicht am:
geschrieben von: Nina Stanczyk
Ringelmücke

Bild: © Martin Breu

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Weibliche Mücken saugen unser Blut, um lebensfähige Eier zu produzieren, aber ihr Stich kann schädlich für uns sein. Bild: Adobe Stock

Vielfältige Stechmücken

  • Weltweit gibt es etwa 3 500 Stechmückenarten.
  • Nur 10% dieser Arten stechen Menschen, und für viele von ihnen ist der Mensch nicht die erste Wahl. Kühe, Meerschweinchen oder Eidechsen schmecken ihnen vielleicht viel besser. Das kann dazu führen, dass Krankheiten von Tieren auf Menschen übertragen werden, so wie das West-Nil-Virus von Vögeln auf Menschen übertragen wird. 
  • Mücken passen sich an die vom Menschen geschaffene Umwelt an – eine Art ist berühmt dafür, dass sie sich an das Leben in der Londoner U-Bahn angepasst hat!
Sabethes Cyaneus Mosquito

Sabethes cyaneus, eine Bewohnerin der panamaischen Wälder ist eine schöne Vertreterin der Familie der Stechmücken. Bild: Wikimedia Commons/ CDC/ Prof. Woodbridge Foster; Prof. Frank H. Collins

Sind alle Mücken stechwütig?

Nein. Tatsächlich sind es nur die weiblichen Mücken, die zum Stechen neigen, um an die Proteine und Aminosäuren zu gelangen, die für die Entwicklung ihrer Eier nötig sind. Die restliche Zeit ernähren sie sich von Blütennektar und Pflanzensäften. Die männlichen Mücken hingegen sind immer auf der Suche nach süssem Nektar und versuchen nie, Menschen zu stechen. Und in einigen Fällen, wie bei der Elefantenmücke, müssen sogar die weiblichen Mücken nie stechen, da sie als Larven andere kleine Lebewesen im Wasser fressen und alle Nährstoffe speichern, die sie für eine erfolgreiche Fortpflanzung benötigen.

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Übeträgerinnen von Krankheiten

Stechmücken werden mehrheitlich verabscheut, obwohl sie in der Schweiz meist nur lästig sind. In anderen Ländern können sie Krankheiten übertragen: Anopheles gambiae zum Beispiel überträgt Malaria, Aedes albopictus (die Tigermücke) und Aedes aegypti (die Gelbfiebermücke) Denguefieber, Gelbfieber, Zika und Chikungunya, und Culex pipiens (die Gemeine Stechmücke) das West-Nil-Virus. Stechmücken werden jedoch nicht als Träger von Krankheiten geboren. Wenn sie erstmals aus ihren Puppen schlüpfen und erwachsen werden, sind ihre Stiche harmlos (es sei denn, man hat das Pech, allergisch zu sein). Wenn sie jedoch einen Menschen stechen, der bereits an Malaria oder Zika erkrankt ist, werden die Krankheitserreger (Parasiten oder Viren) mit dem Blut in den Darm der Mücke aufgenommen und können die Mücke infizieren (was auch für die Mücke nicht gesund ist!). 

Nicht jede Krankheit kann von Stechmücken übertragen werden. Ein Krankheitserreger muss sich so entwickelt haben, dass er seinen Lebenszyklus innerhalb einer Mückenart vollenden und dem Immunsystem entgehen kann. Ausserdem muss er zu den Mundwerkzeugen der Mücke wandern können, von wo er in den nächsten Menschen, den die Mücke sticht, injiziert werden kann. Die Ausbreitung von Krankheiten kann grosse Auswirkungen auf die Grösse der menschlichen Bevölkerung und das Wirtschaftswachstum haben.

Fun Fact

Um eine Krankheit übertragen zu können, müssen Mücken ein hohes Alter erreichen (was bei einer Stechmücke nur ein paar Wochen sind), denn es dauert eine Woche oder länger, bis sich der Erreger in ihnen entwickelt hat, bevor er weitergegeben werden kann. Das bedeutet, dass es die Oma-Mücken sind, die Krankheiten verbreiten, nicht die jungen Mücken. Und es ist nicht einfach, als Mücke dieses Alter zu erreichen, denn alle haben es auf sie abgesehen!

Schon gewusst?

Früher gab es fast überall in Europa Malaria. Durch die umfassende Trockenlegung von Feuchtgebieten, in denen Mücken brüten, und den aggressiven Einsatz von Insektiziden wurde die Malaria Mitte des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Seit 2003 ist die Malaria jedoch wieder in Europa aufgetaucht, und Berichten zufolge sind nicht alle Fälle auf Reisen zurückzuführen. Daher ist es wichtig, die Malariafälle und die Populationen der Anopheles-Mücken in ganz Europa zu verfolgen.

Wozu sind Stechmücken gut?

Sie fragen sich vielleicht, warum wir nicht einfach alle Moskitos loswerden. Vielleicht nicht alle der Tausenden von Arten, aber zumindest die, die Menschen stechen. Tatsache ist, dass Moskitos auch eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen.

Sie bilden ein wesentliches Element im Nahrungsnetz, da erwachsene Stechmücken als Nahrungsquelle für Vögel und Fledermäuse dienen, die sie im Flug erbeuten. Die Larvenstadien in Teichen und Bächen dienen wiederum als Nahrung für Fische und Libellenlarven. Ohne Mücken würde es für die Arten, die auf sie als Nahrungsquelle angewiesen sind, schwierig werden, ausreichend Nahrung zu finden. Sie könnten dies kompensieren, indem sie sich verstärkt von anderen Arten ernährten, was sich wiederum auf deren Populationen auswirken würde. Die möglichen Konsequenzen des Aussterbens einer Art sind oft nicht abzuschätzen.

Darüber hinaus spielen Stechmücken auch eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen, wenn sie Nektar trinken. Einige Orchideenarten wie die in Nordamerika beheimatete Waldhyazinthe Platanthera obtusata sind sogar ausschliesslich auf Mücken als Bestäuber angewiesen. Wenn diese Mückenarten verschwinden würden, würde auch die entsprechende Orchideenart aussterben. Diese Orchideen locken Mücken durch ihren besonderen Duft an.

Eine Aedes communis Mücke besucht und bestäubt Blüten von P. obtusata. Video: PNAS, CC License

Schon gewusst?

Nicht nur Stechmücken mögen Blut. Gnitzen, ihre winzigen Cousins, mögen es auch. Lesen Sie darüber in unserem Artikel Gnitzen – Eine neue Gefahr für Schweizer Nutztiere

Quellen

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Autor:in

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Dr. Nina Stanczyk

ETH Biocommunication Group

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