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Francesca Ferrari – Eine Reise nach Madagaskar

Francesca Ferrari ist Masterstudentin der Agrarwissenschaften an der ETH Zürich. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit ging sie auf eine Expedition in den Makira-Naturpark in Madagaskar, um Stabschrecken zu erforschen und entdeckte dabei in nur drei Wochen 13 neue Arten!

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Francesca Ferrari mit einer Stabschrecke am Arm.

Francesca Ferrari mit einer Stabschrecke am Arm. Bild: © Francesca Ferrari

Hinein in eine unbekannte Welt

Francescas Leidenschaft für die Natur entflammte schon in jungen Jahren, inspiriert durch die Imkerei ihres Vaters. Dies führte sie dazu, Agrarwissenschaften an der ETH Zürich zu studieren, wo sie von der wichtigen Verbindung zwischen Landwirtschaft und Insekten überzeugt wurde. Ob als Bestäuber oder Schädlinge – Insekten spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung unserer Ernährungssysteme. Mit diesem Verständnis wollte Francesca ihr Wissen in der Entomologie vertiefen und wandte sich an Michael Greeff, den Leiter der entomologischen Sammlung der ETH Zürich, um ein Bachelorprojekt durchzuführen. Ihre Hingabe und Begeisterung zahlten sich aus und führten zu einem kooperativen Projekt.

Anders als ihre Kommilitonen, die nicht weit für ihre Projekte reisen mussten, musste Francesca jedoch einige bürokratische Hürden überwinden, um ihre Expedition nach Madagaskar zu organisieren. Sie besuchte und untersuchte ausserdem die entomologischen Sammlungen in Paris und Zürich, um bereits beschriebene Stabschreckenarten aus Madagaskar zu studieren und Einblicke von Experten zu gewinnen. Nach all diesen Schritten war Francesca bereit für eine spannende Forschungsreise nach Madagaskar!

Der Makira-Naturpark (in Grün) liegt im nordöstlichen Teil von Madagaskar, wie auf diesen Karten zu sehen (Satellitenbilder von [1], Gebiet Makira-Naturpark von [2]).

Der Makira-Naturpark (in Grün) liegt im nordöstlichen Teil von Madagaskar, wie auf diesen Karten zu sehen (Satellitenbilder von [1], Gebiet Makira-Naturpark von [2]).

Die Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Expedition in Afrika ist an sich schon ein Abenteuer. Francescas Gepäck war gefüllt mit Hunderten von Probenröhrchen, Ethanol, Kameras, Netzen, Stirnlampen und verschiedenen Präparierwerkzeugen und Messinstrumenten. Ihr Projekt fand in der Antongil Bay im Makira-Naturpark im Nordosten Madagaskars statt. Die Antongil Bay ist bekannt für ihre reiche biologische Vielfalt, die hohe Luftfeuchtigkeit, das bergige Gelände und die einzigartigen Lemurenarten. Sie ist ein globaler Hotspot der biologischen Vielfalt, der ein Prozent aller Arten der Erde beherbergt und ein Brennpunkt der ökologischen Forschung ist. Francesca konzentrierte sich jedoch auf Stabschrecken – weder Bestäuber noch Pflanzenschädlinge, aber wesentliche Akteure der Biodiversität, die Schutz benötigen. Tatsächlich war dies die erste gezielte Expedition für Stabschrecken in diesem Naturpark.

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Um mehr über die Biologie von Stabschrecken zu erfahren, lesen Sie Francescas Artikel auf dieser Website.

Ziel des Projekts war es, die Stabschreckenarten im Makira-Naturpark zu erforschen. Francesca hatte das Glück, mit erfahrenen lokalen Guides zusammenzuarbeiten, die den Wald gut kannten und ein geschultes Auge dafür hatten, Stabschrecken in ihrem natürlichen Lebensraum zu entdecken. Begleitet von Henri Raherinjatovo, einem Studenten der Universität von Antananarivo, fotografierte Francesca die Stabschrecken und die Pflanzen, mit denen sie interagierten. Für jedes Foto machte Francesca ausführliche Notizen zur Umgebung und zum Zeitpunkt der Beobachtung und speicherte die GPS-Koordinaten. 

Bereits beobachtete Insekten wurden freigelassen, während neue Insekten – idealerweise männliche und weibliche Exemplare für jede Art – am Leben gehalten wurden, um ihr Verhalten zu studieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, Eier zu legen, da Eier bei der genauen Artbestimmung helfen. Danach wurden die Insektenproben in Alkohol konserviert und zu Nicolas Cliquennois, einem Gastwissenschaftler an der Universität von Antananarivo, zur Identifizierung gebracht. Obwohl alle Exemplare in Madagaskar verblieben, entnahm Francesca jedem Insekt ein Bein, das sie in reinem Ethanol konservierte, um es nach Zürich zur DNA-Analyse zu senden.

Das Projekt stellte einige Herausforderungen dar. Da Stabschrecken nachtaktiv sind, musste Francesca nachts fotografieren. Der häufige Regen und die hohe Luftfeuchtigkeit erschwerten die Bedingungen zusätzlich und machten das Fotografieren in solcher Umgebung zu einer komplexen Aufgabe. Nach einigen Tagen hatte sie jedoch die nötigen Fotografie-Fähigkeiten gemeistert und begann, beeindruckende Bilder von Stabschrecken zu machen.

Zwei Stabschrecken, die auf einem von Francescas nächtlichen Ausflügen gefunden wurden.

Zwei Stabschrecken, die auf einem von Francescas nächtlichen Ausflügen gefunden wurden. Bild: © Francesca Ferrari

Francesca identifizierte 13 neue Stabschreckenarten, die zuvor weder in anderen Regionen Madagaskars noch weltweit dokumentiert worden waren – eine aufregende Entdeckung. Francesca betont die Bedeutung des Schutzes des Makira-Naturparks, da seine enorme Biodiversität bisher weitgehend unerforscht ist. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, und fortlaufende Forschung wird weitere Einblicke in diese faszinierenden Insekten geben und hoffentlich die Bemühungen zum Schutz des Makira-Naturparks stärken.

Wie war Francescas Erfahrung?

„Ich habe Madagaskar geliebt! Die Einheimischen waren sehr freundlich und hilfsbereit. Ohne ihren ausserordentlichen Einsatz und ihre Unterstützung wäre dieses Projekt nicht erfolgreich gewesen. Ausserdem war die Biodiversität faszinierend. Dies war meine erste Reise nach Afrika, und ich hoffe, Madagaskar in Zukunft wieder besuchen zu können,“ erzählt Francesca.

Obwohl das Ziel des Projekts darin bestand, mehr Einblicke in die Stabschrecken zu gewin-nen, lernte Francesca die faszinierende Biodiversität des Makira-Naturparks kennen und beobachtete unterwegs viele Tiere.

Obwohl das Ziel des Projekts darin bestand, mehr Einblicke in die Stabschrecken zu gewinnen, lernte Francesca die faszinierende Biodiversität des Makira-Naturparks kennen und beobachtete unterwegs viele Tiere. Bild: © Francesca Ferrari

Sie ist der Ansicht, dass kollaborative Projekte wie dieses dazu beitragen, das Wissensgefälle weltweit zu verringern. Sie ermutigt andere Studierende in der Schweiz, nach verfügbaren Projekten Ausschau zu halten, Professorinnen zu kontaktieren und den Mut zu haben, sich auf Expeditionen in abgelegene Gegenden zu begeben. Auch wenn die Organisation dieser Expedition eine Herausforderung darstellte, beendet sie das Interview mit einem breiten Lächeln und sagt: „Es hat sich sehr gelohnt!“

Quellen

[1] Esri. world imagery map [basemap]. https://www.arcgis.com/home/item.html?id=10df2279f9684e4a9f6a7f08febac2a9. Accessed 12/2024.

[2] Unep-wcmc and iucn (2023), protected planet: The world database on protected areas (wdpa) and world database on other effective area-based conservation measures (wd oecm).  www.protectedplanet.net. Accessed 12/2024.

Autor:in

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Francesca Ferrari

ETH Zurich
20221110 2108 copy

Dr. Kaan Mika

ETH Zurich - The Biocommunication Group

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