Eine Bedrohung für unsere Wälder: Der Asiatische Laubholzbockkäfer
Im Jahr 2001 wurde dieser als besonders gefährlich klassifizierter Quarantäneschädling* erstmals in Europa entdeckt. Seitdem wurden neue Befallstellen in mindestens 11 europäischen Ländern bestätigt. Die meisten Befälle in Aussenbereichen konnten beseitigt werden, einige stehen aber noch unter Beobachtung – und jederzeit können neue Befälle auftreten. Also: Augen auf!

Ein frisch geschlüpfter Asiatischer Laubholzbockkäfer neben seinem Ausflugloch im Baum. Bild: © Doris Hölling
Steckbrief
- Die glänzend schwarzen Käfer sind 17–40 mm lang und haben unregelmässige weisse oder gelbliche Flecken auf den glatten Flügeldecken (Elytren). Die langen Fühler bestehen aus 11 Gliedern, die an der Basis blau-weiss und zur Spitze hin schwarz sind.
- Ursprünglich stammt der Käfer aus Korea und dem Osten Chinas. Nach Nordamerika und Europa gelangte er in Holzkisten, die z. B. für den Transport von Granit aus China verwendet wurden.
- Der nicht-heimische Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) befällt verschiedene gesunde heimische Laubbäume und kann innerhalb weniger Jahre das Absterben von Ästen oder dem ganzen Baum verursachen. In Europa sind häufig Ahorn, Rosskastanie, Birke, Pappel, Weide und Ulme betroffen. Grundsätzlich können aber alle Laubbäume befallen werden!
- Erkennbar ist der ALB an folgenden Spuren: rundes Ausflugloch (8–13 mm Durchmesser), Eiablagestellen als schmale Ritzen oder trichterförmige Vertiefungen in der Rinde, Frassschäden an Zweigen und Blattstielen durch erwachsene Käfer.
Systematik
- Reich
- Tiere (Animalia)
- Stamm
- Gliederfüsser (Arthropoda)
- Klasse
- Insekten (Insecta)
- Ordnung
- Käfer (Coleoptera)
- Familie
- Bockkäfer (Cerambycidae)
- Gattung
- Anoplophora
- Art
- Asiatischer Laubholzbockkäfer (A. glabripennis)
In Europa dauert der Lebenszyklus des ALB etwa zwei Jahre. Die Käfer sind von April bis Oktober/November aktiv. Obwohl sie ihre Eier nur in lebendes Holz legen können, können die Larven im Holz das Fällen und Weiterverarbeiten des Baumes überstehen – und sich später in der daraus entstandenen Holzverpackung weiterentwickeln.
Die Frasstätigkeit der Larven im Stamm stört den Wasser- und Nährstofftransport, was zum Absterben von Ästen oder bei starkem Befall zum Absterben des Baumes führen kann.
Erkennung
Um den ALB möglichst früh zu entdecken, werden in der Schweiz jedes Jahr im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zahlreiche Importkontrollen sowie Kontrollen in Lagern, Baumschulen und Gartencentern durchgeführt.
Zusätzlich gibt es schweizweite Kontrollen mit Pheromonfallen im Rahmen der europäischen Gebietsüberwachung von Prioritären Quarantäneorganismen (A1 Quarantäneorganismus, Anhang II A). Diese Überwachung wird von Waldschutz Schweiz, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) im Auftrag des BAFU in Zusammenarbeit mit den Kantonen durchgeführt.
Neben Baumpflegern und Baumkletterern werden auch speziell ausgebildete Spürhunde erfolgreich zur ALB-Erkennung eingesetzt.

Ein ausgebildeter Spürhund bellt an einem Baum – er hat ALB entdeckt. Bild: © Verband Spürhundewesen Schadorganismen Schweiz
Bei einer ALB-Meldung übernimmt Waldschutz Schweiz die Bestimmung der Käfer, Larven oder Eier – einschliesslich der genetischen Analysen – und unterstützt das BAFU und die Kantone bei der Bekämpfung dieses besonders gefährlichen Schädlings.
ALB in der Schweiz
Aktuelle Informationen zum Befallstatus in der Schweiz findest du auf dieser regelmässig aktualisierten Website: https://www.waldwissen.net/en/forestry/forest-protection/invasive-species/the-asian-longhorned-beetle-in-europe#c105047
Verantwortung der Bürger*innen
Da der ALB unsere Laubbäume gefährdet, sind wir alle verpflichtet, Befälle der Kantonalen Pflanzenschutzdienste (KPSD) oder dem Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst (EPSD) zu melden.
Die zuständigen Behörden ergreifen dann die nötigen Massnahmen zur Bekämpfung des Befalls. Erst wenn vier Jahre lang kein ALB mehr nachgewiesen wurde, gilt ein Gebiet als befallsfrei.
ALBs sind unseren einheimischen Monochamus-Arten sehr ähnlich und werden oft falsch identifiziert. Daher müssen Experten diese Meldungen validieren, um unnötige Vorsichtsmassnahmen aufgrund von Fehlalarmen zu vermeiden.
Gefahr der Verwirrung
ALBs sind unseren einheimischen Monochamus-Arten sehr ähnlich und werden oft falsch identifiziert. Daher müssen Experten diese Meldungen validieren, um unnötige Vorsichtsmassnahmen aufgrund von Fehlalarmen zu vermeiden

Monochamus sutor auf einem Baum. Bild: © Doris Hölling
Mit Fangbäumen fangen
Wenn ihr Wirtsbaum gestört wird, fliegen die Käfer weg und entkommen. Sie fliegen jedoch nicht sehr weit und kehren in der Regel in dieselbe Gegend zurück. Da die Käfer nur durch Entfernen ihres Lebensraums bekämpft werden können, müssen alle befallenen Bäume gefällt werden. An ihrer Stelle werden nicht befallene „Fangbäume“ in Pflanztöpfen aufgestellt, um die nach der Fällung zurückkehrenden Käfer zu fangen. Diese Fangbäume locken die zurückkehrenden Käfer an, die sich dort niederlassen und ihre Eier ablegen. Nach 1.5 Jahren – bevor eine neue Generation von Käfern heranwachsen kann – werden auch diese Fangbäume vernichtet. Diese Methode ist sehr wirksam, weil sie die geringe Flugweite der Käfer ausnutzt.
Praktische Tipps
- Asiatische Laubholzbockkäfer haben starke Mundwerkzeuge und können sich sogar aus dünnen Plastikbehältern oder -tüten herausbeissen. Wenn Sie also einen finden, bewahren Sie ihn bitte immer in einem Glas mit Deckel auf, bis Sie ihn einem Spezialisten übergeben!
- Seien Sie vorsichtig, wenn Sie einen ALB anfassen, denn er könnte Sie beissen!
*Glossar
Quarantäneorganismus oder -schädling: Schädlinge oder Krankheiten mit wirtschaftlichem Schadpotenzial, die in der Schweiz nicht oder nur lokal verbreitet sind. Sie unterliegen einer besteht allgemeinen Melde- und Bekämpfungspflicht. Weitere Infos: www.pflanzengesundheit.ch
Quellen
Factsheet Waldschutz Schweiz. Asiatischer Laubholzbockkäfer (ALB): https://www.dora.lib4ri.ch/wsl/islandora/object/wsl%3A26028/datastream/PDF/H%C3%B6lling-2020-Asiatischer_Laubholzbockk%C3%A4fer_%28ALB%29._Anoplophora_glabripennis_Motschulsky-%28published_version%29.pdfStand 27.5.2024
Der Asiatische Laubholzbockkäfer in Europa: https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/neue-arten/der-asiatische-laubholzbock-in-europa Stand 27.5.2024
Swiss Federal Research Institute WSL The Asian longhorned beetle in Europe: https://www.waldwissen.net/en/forestry/forest-protection/invasive-species/the-asian-longhorned-beetle-in-europe (wird regelmässig aktualisiert) Stand 27.5.2024
WSS. Asiatischer Laubholzbockkäfer (ALB) – : https://waldschutz.wsl.ch/de/gehoelzschaedlinge/asiatischer-laubholzbockkaefer-alb/ Stand 27.5.2024
Swiss Federal Research Institute WSL. Invasive Laubholz-Bockkäfer aus Asien. Ökologie und Management. Merkblatt für die Praxis: https://www.wsl.ch/de/publikationen/invasive-laubholz-bockkaefer-aus-asien-oekologie-und-management/ Stand 27.5.2024
Bundesamt für Umwelt BAFU, Bundesamt für Landwirtschaft BLW, WSL. Bestimmungshilfe Asiatische Laubholzbockkäfer: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wald/publikationen-studien/publikationen/bestimmungshilfe-asiatische-laubholzbockkaefer.html Stand 27.5.2024
EPPO Global Database. Anoplophora glabripennis (ANOLGL). https://gd.eppo.int/taxon/ANOLGL Stand 27.5.2024