Funkelnder Albtraum für Eschen – Der Asiatische Eschenprachtkäfer
Wie kleine grüne Juwelen funkeln die Asiatischen Eschenprachtkäfer auf Pflanzenblättern in den Inkubatoren des Pflanzenschutzlabors der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Sie sind zwar hübsch, verursachen aber in Gebieten, in die sie eingeschleppt wurden, erhebliche ökologische und wirtschaftliche Schäden.

Asiatischer Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis) auf einem Blatt. Bild: Adobe Stock
Steckbrief
- Erwachsene Asiatische Eschenprachtkäfer sind metallisch grün, schlank, 8.5–14 mm lang und haben dunkelgrüne oder kupferfarbene Flügeldecken.
- Sie haben einen kupferroten Hinterleib (sichtbar bei ausgebreiteten Flügeln).
- Sie werden von Laien oft mit anderen Käferarten verwechselt.
- Ursprünglich kommen sie in den gemässigten Regionen Nordostasiens vor, einschliesslich der Mongolei, China, Japan und Korea, aber sie sind in Nordamerika invasiv und breiten sich allmählich in Europa aus.
- Der Asiatische Eschenprachtkäfer verursacht in den Regionen, in die er vordringt, erhebliche Schäden an Eschen, da einheimische Baumarten keine natürlichen Abwehrmechanismen gegen ihn haben.
Systematik
- Reich
- Tiere (Animalia)
- Stamm
- Gliederfüsser (Arthropoda)
- Klasse
- Insekten (Insecta)
- Ordnung
- Käfer (Coleoptera)
- Familie
- Prachtkäfer (Buprestidae)
- Gattung
- Agrilus
- Art
- Asiatischer Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis)
Lebenszyklus
Der Lebenszyklus des Asiatischen Eschenprachtkäfers variiert abhängig von Faktoren wie Temperatur, Baumgesundheit und dem Zeitpunkt der Eiablage zwischen einem und zwei Jahren, wobei ein zweijähriger Zyklus in kälteren Regionen typischer ist. Die erwachsenen Tiere erscheinen im späten Frühjahr nach warmer Witterung, fressen etwa eine Woche lang an den Rändern von Eschenblättern, ohne dem Baum grösseren Schaden zuzufügen, und paaren sich anschliessend. Die Weibchen leben in der Regel drei bis sechs Wochen und legen 40 bis 70 Eier, manche jedoch bis zu 400. Die Eier werden in Ritzen der Eschenrinde gelegt, schlüpfen nach zwei Wochen, und die Larven graben sich zur Nahrungsaufnahme in den Baum ein, wobei sie schlangenförmige Gallerien unter der Rinde anlegen. Die Larven durchlaufen vier Larvenstadien* und überwintern in einem Ruhezustand. Im Frühjahr verpuppen sie sich für etwa 20 Tage und schlüpfen dann als Erwachsene.
Was ist das Problem?
Der ausgewachsene Asiatische Eschenprachtkäfer legt seine Eier in den Spalten und Ritzen seiner Wirtsbäume (Fraxinus spp.) ab. Die Larven schlüpfen aus diesen Eiern und bohren sich durch die Rinde in den Baum. Die Larven ernähren sich vom Kambium und dem Leitgewebe und unterbrechen damit den lebenswichtigen Nährstoff- und Wassertransport im Baum durch das Phloem* und Xylem. Dies kann den Baum ringeln* und töten. Sobald die wurmförmigen Larven vier Larvenstadien durchlaufen haben, verpuppen sie sich im Splintholz. Die erwachsenen Käfer schlüpfen aus D-förmigen Löchern in der Rinde, klettern in die Baumkrone, um ihren Reifungsfrass an Laub abzuschliessen, und paaren sich, bevor sie zu neuen Wirtsbäumen fliegen.

D-förmiges Austrittsloch in der Rinde, verursacht von einem geschlüpften Asiatischen Eschenprachtkäfer. Bild: © A. Perret Gentil
Winzige Geschöpfe der Massenvernichtung

Beim Abschälen der Rinde kommt eine Larve des Asiatischen Eschenprachtkäfers zum Vorschein, die sich vom Eschenbaum-Setzling ernährt. Bild: © Julia Kappeler
Obwohl der Asiatische Eschenprachtkäfer in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet in Nordostasien nur geschwächte Eschen befällt, kann er in Regionen, in die er vom Menschen eingeschleppt wurde, auch ausgewachsene und gesunde Bäume befallen und töten. Eschenarten, die sich gemeinsam mit dem Käfer entwickelt haben, haben chemische Abwehrmechanismen entwickelt, während Eschenarten, die diesem Insekt bisher nicht ausgesetzt waren, kaum gegen den Befall gewappnet sind.
Der Asiatische Eschenprachtkäfer ist inzwischen der zerstörerischste Waldschädling in Nordamerika und hat in manchen Fällen mehr als 99% der Eschen in einem Bestand vernichtet und Geisterwälder hinterlassen. Asiatische Eschenprachtkäfer wurden erstmals 2002 in der Nähe von Detroit, Michigan, nachgewiesen. Die Käfer wurden wahrscheinlich in den 1990er Jahren in den östlichen Teil des Kontinents eingeschleppt – vermutlich als blinde Passagiere in Holzverpackungen von Transportgütern. Waldschädlinge verbreiten sich oft über Holzprodukte oder Baumschulpflanzen, die von einem Gebiet in ein anderes transportiert werden.
Auf dem Vormarsch nach Westeuropa
Anfang 2025 haben diese Käfer die Schweiz noch nicht erreicht, aber ihre Ankunft ist unausweichlich. Im Jahr 2003 wurden sie in Westrussland entdeckt und haben sich stetig nach Westeuropa ausgebreitet. Ohne geografische Barrieren und mit einem durchgehenden Vorkommen geeigneter Wirtspflanzen, werden sie wahrscheinlich durch natürliche Ausbreitung die Schweiz erreichen. Die Esche ist eine Schlüsselart in den europäischen Wäldern und einer der häufigsten Laubbäume in der Schweiz. Um gesunde Ökosysteme zu erhalten ist es daherentscheidend, diese Bäume vor eingeschleppten Schädlingen wie dem Asiatischen Eschenprachtkäfer zu schützen.
Eine Schlüsselart in Gefahr – und die Suche nach Schutzmassnahmen
Der Asiatische Eschenprachtkäfer ist nur eine von vielen Bedrohungen für die Gemeine Esche. In der Schweiz sind Eschen bereits durch den Pilzerreger Hymenoscyphus fraxineus, der eine Krankheit namens Eschentriebsterben verursacht, gefährdet. Die laufende Forschung an der WSL konzentriert sich darauf, Eigenschaften der heimischen Gemeinen Esche (Fraxinus excelsior) zu identifizieren, die sowohl Resistenz gegen den Eschenprachtkäfer als auch gegen das Eschentriebsterben verleihen. Das DefendAsh-Team der WSL untersucht die Rolle der genetischen Variation innerhalb der Art und wie Faktoren wie Trockenstress mit Asiatischen Eschenprachtkäfer und dem Eschentriebsterben interagieren.
Das Labor untersucht chemisch-ökologische* Faktoren, um zu verstehen, warum einige Eschen-Genotypen resistenter gegen Asiatische Eschenprachtkäfer sind als andere. Dazu werden chemische Inhaltsstoffe der Pflanzen analysiert, insbesondere flüchtige und nichtflüchtige spezialisierte Stoffwechselprodukte: Verbindungen, die aus den Blättern in die Luft abgegeben werden, sowie Verbindungen innerhalb der Blätter und des Phloems*.
Die Resistenz der Bäume gegen den Asiatischen Eschenprachtkäfer wird untersucht, indem beobachtet wird, wie gut sich die Käferlarven unter der Rinde verschiedener Eschen-Genotypen mit jeweils leicht unterschiedlichem chemischem Profil entwickeln. Die Setzlinge werden mit Eiern des Asiatischen Eschenprachtkäfers infiziert, aus denen Larven schlüpfen und sich entwickeln dürfen. Anschliessend werden die Larven durch Entfernen der Rinde entnommen. Das Larvenstadium wird anhand der Messung der Peristom*-Breite bestimmt. Jede Larve wird danach getrocknet und gewogen, um ihr Wachstum zu evaluieren.
Die Ergebnisse des DefendAsh-Teams geben Anlass zu Optimismus, da sie zeigen, dass Bäume, die weniger vom Eschentriebsterben betroffen sind, eine erhöhte Resistenz gegen Larven des Asiatischen Eschenprachtkäfers aufweisen. Diese Kreuzresistenz deutet darauf hin, dass Bäume, die das Eschentriebsterben überleben, auch besser gegen einen Befall mit Asiatischen Eschenprachtkäfern gewappnet sein könnten.
Die Identifizierung resistenter Genotypen der Gemeinen Esche und das Verständnis der Merkmale, die sie widerstandsfähiger gegen den Asiatischen Eschenprachtkäfer machen, können dazu beitragen, resistente Setzlinge für die Anpflanzung künftiger Wälder zu erzeugen, die besser an diese eingeführten Bedrohungen angepasst sind.
Fun Facts über den Asiatischen Eschenprachtkäfer
- Obwohl männliche und weibliche Käfer sehr ähnlich aussehen, kann man sie an der goldeneren „haarigen Brust“ der männlichen Käfer unterscheiden.
- Asiatische Eschenprachtkäfer können Wirtsbäume wahrscheinlich mit ihren Fühlern „riechen“, die chemische Verbindungen in der Luft wahrnehmen. Kommt der Fühler mit bestimmten flüchtigen Verbindungen, die von Eschen abgegeben werden, in Berührung, werden elektrische Impulse ausgelöst.
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der WSL arbeiten an der Entwicklung von Programmen zur Erkennung des Asiatischen Eschenprachtkäfers mit Spürhunden. Die Hunde sind bereits darauf trainiert, andere invasive Waldschädlinge wie den Asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) aufzuspüren.
- Die erweiterte biologische Schädlingsbekämpfung, bei der natürliche Feinde aus dem Gebiet genutzt werden, in das ein Schädling eingeschleppt wurde, könnte eine mögliche Strategie zur Bekämpfung des Asiatischen Eschenprachtkäfers in der Schweiz sein. Der wichtigste natürliche Feind, der untersucht wird, sind parasitoide Wespen. Diese Wespen sind oft auf einen einzigen Insektenwirt spezialisiert und legen ihre Eier in ihm ab, was letztendlich zum Tod des Wirts führt.
*Glossar
Chemische Ökologie: Ein interdisziplinäres Gebiet, das Biochemie, Biologie, Ökologie und organische Chemie kombiniert, um zu untersuchen, wie lebende Organismen durch chemische Signale mit ihrer Umwelt interagieren. Sie erforscht Phänomene wie die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen und die biologische Vielfalt.
Larvenstadium: Entwicklungsstadium unreifer Gliederfüsser zwischen den Häutungen.
Peristom: Der äussere Rand der Mundwerkzeuge.
Phloem: Das lebende Gewebe in Pflanzen, das Zucker und andere Nährstoffe zu den verschiedenen Teilen der Pflanze transportiert. Bei Bäumen ist das Phloem die innerste Schicht der Rinde.
Ringeln, Ringelung: Wird ein mehrere Zentimeter breiter Streifen der Baumrinde bis zum Kambium rundum entfernt - sei es gezielt im Rahmen forstwirtschaftlicher Massnahmen oder aufgrund von Frassschäden -, kann der Baum nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden und stirbt ab.
Ausgewählte Publikationen
Cappaert D et al. 2005. Emerald Ash Borer in North America: A Research and Regulatory Challenge. American Entomologist, 51(3): 152–165. https://doi.org/10.1093/ae/51.3.152
Gossner MM et al. 2023. A glimmer of hope – ash genotypes with increased resistance to ash dieback pathogen show cross‐resistance to emerald ash borer. New Phytologist, 240(3): 1219–1232. https://doi.org/10.1111/nph.19068
Kappeler J. 2023. Implications of Intraspecific Variation in European Ash (Fraxinus excelsior) for Emerald Ash Borer (Agrilus planipennis) Feeding Behaviour and Reproductive Success. [Unpublished master's thesis]. ETH Zürich
Knight KS et al. 2012. Dynamics of Surviving Ash (Fraxinus spp.) Populations in Areas Long Infested by Emerald Ash Borer (Agrilus planipennis). In: Sniezko RA et al. 2011. Proceedings of the 4th international workshop on the genetics of host-parasite interactions in forestry: disease and insect resistance in forest trees; Eugene, OR. Gen. Tech. Rep. PSW240. Albany, CA: U.S. Department of Agriculture, Forest Service, Pacific Southwest Research Station: 143-152.
Orlova-Bienkowskaja MJ & Bieńkowski AO 2022. Southern Range Expansion of the Emerald Ash Borer, Agrilus planipennis, in Russia Threatens Ash and Olive Trees in the Middle East and Southern Europe. Forests, 13(4): 541. https://doi.org/10.3390/f13040541
Showalter D N et al. 2018. Strategic Development of Tree Resistance Against Forest Pathogen and Insect Invasions in Defense-Free Space. Frontiers in Ecology and Evolution, 6: 124. https://doi.org/10.3389/fevo.2018.00124
Wang X-Y et al. 2010. The Biology and Ecology of the Emerald Ash Borer (Agrilus planipennis) in China. Journal of Insect Science, 10(128): 1–23. https://doi.org/10.1673/031.010.12801