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Die grosse Mücken-Wanderung

Finden Sie auch, dass Mücken jeden Sommer schlimmer werden? Ihre Stiche tun mehr weh, sie lösen langanhaltende allergische Reaktionen aus und sie sind schlechter gelaunt. Hat sich die Persönlichkeit der einheimischen Mücken im Laufe der Jahre verändert, oder werden wir zum Ziel fremder Arten?

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Mückenschwarm über einem See

Einige Mückenarten breiten sich weltweit aus. Image: Adobe Stock

Die Zunahme des globalen Handels und des Reisens in den letzten Jahrzehnten hat erheblich zur Verbreitung von Insekten auf der ganzen Welt beigetragen. Einige von ihnen sind Kurzzeitbesucher, während andere, wenn sie gut angepasst sind, sich dauerhaft in einem neuen Land niederlassen können. Einige Mückenarten, die einst in tropischen Regionen beheimatet waren, überwintern aufgrund der erhöhten Temperaturen in Europa.

Fremde Mückenarten in der Schweiz

Aedes albopictus die Asiatische Tigermücke 

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Der Körper der Asiatischen Tigermücke ist schwarz und weiss gestreift. Bild: Adobe Stock

Unter diesen Mücken gilt Aedes albopictus, auch unter dem Namen Asiatische Tigermücke bekannt, als eine Bedrohung für das Schweizer Gesundheitssystem. Sie kann mindestens 26 Arboviren übertragen, die ernste Erkrankungen wie Chikungunya-, Dengue- und Gelbfieber verursachen. Es ist deshalb notwendig, die Asiatische Tigermücke zu überwachen, um eine dauerhafte Ansiedlung der Art in der Schweiz zu verhindern.

Das erste Auftreten von Asiatischen Tigermücken im Kanton Tessin geht auf das Jahr 2003 zurück. Seitdem beobachten Schweizer Forschende am SUPSI (Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana) und dem Swiss TPH (Schweizerisches Tropen- und Public-Health-Institut) ihre Anzahl und ihr Migrationsmuster. Trotz nationaler Bemühungen die Asiatische Tigermücke auszurotten, nimmt ihre Population in der ganzen Schweiz zu. Ihre erfolgreiche Anpassung beruht auf der Widerstandsfähigkeit ihrer Eier gegenüber Kälte und Austrocknung.

Gibt es Krankheitsausbrüche durch die Asiatische Tigermücke in der Schweiz? Die kurze Antwort ist: noch nicht … Der jüngste Chikungunyafieber-Ausbruch im Jahr 2017 in Italien und Denguefieber-Ausbrüche im Jahr 2023 in Frankreich und Italien zeigen jedoch, dass die Schweiz vorbereitet sein sollte.

Aedes japonicus  – die Asiatische Buschmücke

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Eine weibliche Asiatische Buschmücke ruht sich auf einer Oberfläche aus. Es bedarf eines geübten Auges, um sie von der Asiatischen Tigermücke zu unterscheiden. Bild: Adobe Stock

Aedes japonicus ist eine weitere invasive Mücke, die in Japan und Korea endemisch ist (auf eine bestimmte Region beschränkt). Aufgrund menschlicher Aktivitäten, vor allem der Einfuhr von Reifen und Fahrzeugen, die einen sicheren Transport für Mückeneier bieten, hat sie sich in ganz Europa ausgebreitet. Ihre Ankunft in der Schweiz wurde im Jahr 2008 im Kanton Aargau gemeldet. Sie besiedelte in kurzer Zeit den grössten Teil der Schweiz.

Im Vergleich zu den Asiatischen Tigermücken bevorzugen die Asiatischen Buschmücken kältere Temperaturen und stechen bevorzugt im Freien. Weibchen sind tagsüber aggressiv und aktiv.

Asiatische Tigermücken werden noch nicht mit menschlichen Krankheiten in Verbindung gebracht, aber neueste Studien belegen ihre Fähigkeit, einige Arboviren wie das Chikungunya-, das Dengue- und das West-Nil-Virus zu übertragen.

Aedes koreicus – die Koreanische Buschmücke

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Aedes koreicus saugt an einem menschlichen Arm. Bild: iNaturalist, Daniel Iversen, CC License

Koreanische Buschmücken sind in Korea (wie der Name schon sagt), Japan und China endemisch. Unter den drei hier beschriebenen invasiven Arten ist die Koreanische Buschmücke die am wenigsten verbreitete Art und erst kürzlich in Europa angekommen. Die erste Beobachtung von Aedes koreicus in der Schweiz erfolgte 2012 im Kanton Tessin. Der Zusammenhang zwischen Aedes koreicus und Krankheiten beim Menschen ist noch nicht ganz klar.

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Diese Karte zeigt den Invasionsstatus von Aedes-Mücken im Oktober 2023. Die Website bietet regelmässig aktualisierte Karten über den aktuellen epidemiologischen Status ausgewählter Krankheiten sowie die Verbreitung von Stechmückenarten. Bild: European Centre for Disease Prevention and Control and European Food Safety Authority

Wie man als Bürger:in helfen kann

OK … Stechmücken sind hinter unserem Blut her! Was können wir tun, um sie aufzuhalten? Die Bekämpfung von Mücken ist keine leichte Aufgabe und erfordert eine gemeinsame Anstrengung auf allen Ebenen. Um ihre Zahl zu verringern, sind wir alle zum Handeln aufgerufen.

Stehendes Wasser ist das Problem Nummer eins, da diese oft übersehenen Wasserquellen der perfekte Eiablageplatz für Mücken sind. Potenzielle Brutstätten auf unseren Balkonen und Höfen, wie Vogeltränken, Blumentopfuntersetzer oder Regentonnen sollten ab und zu auf Mückenlarven untersucht werden. 

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Einige der Hotspots für die Eiablage von Mücken sind leere Dosen, Behälter und Töpfe. Bild: Adobe Stock

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Mücken legen ihre Eier auch in Wasser ab, das sich in Regenrinnen sammelt. Das Entfernen von Blättern, die diese Rohre verstopfen, könnte dazu beitragen, die Menge an stehendem Wasser zu verringern. Bild: Adobe Stock

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Ein weiterer Ort, der stark von Mücken frequentiert wird, sind verlassene Reifen. Bild: Adobe Stock

Wenn wir keine Mückenlarven entdecken können, gibt es immer noch einige Möglichkeiten, den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zu helfen. Hier sind einige nützliche Links, die Ihnen helfen können, invasive Mückenarten in der Schweiz zu erkennen und zu melden.

Gegen Tigermücken handeln

Quellen

Bonizzoni M et al. 2013. The invasive mosquito species Aedes albopictus: current knowledge and future perspectives. Trends Parasitol 29:460–8. https://doi.org/10.1016/j.pt.2013.07.003

Pichler V 2022. Geographic distribution of the V1016G knockdown resistance mutation in Aedes albopictus: a warning bell for Europe. Parasites & Vectors 15(280). https://doi.org/10.1186/s13071-022-05407-3

Schaffner F et al. 2011. Vector competence of Aedes japonicus for chikungunya and dengue viruses. Eu Mosq Bull 29:141-2. https://doi.org/10.5167/uzh-53052

Venturi G et al. 2017. Detection of a chikungunya outbreak in Central Italy, August to September 2017. Eurosurveillance 22(39). https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2017.22.39.17-00646

Autor:in

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Dr. Kaan Mika

ETH Zurich - The Biocommunication Group

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