Ein manchmal lästiger Freund – Die grosse Holzbiene
Anders als ihr Aussehen vermuten lässt, ist die grosse Holzbiene ein nützlicher Bestäuber und für den Menschen weitgehend ungefährlich. Ihre Vorliebe für Holz kann zu Schäden führen, die sich aber durch einfache Massnahmen eindämmen lassen.

Mit ihrer Grösse und Farbe erschreckt die grosse Holzbiene viele Menschen. Doch nur ihre Vorliebe für Holz ist manchmal ein Ärgernis. Bild: Adobe Stock
Systematik
- Reich
- Tiere (Animalia)
- Stamm
- Gliederfüsser (Arthropoda)
- Klasse
- Insekten (Insecta)
- Ordnung
- Hautflügler (Hymenoptera)
- Familie
- Echte Bienen (Apidae)
- Gattung
- Holzbienen (Xylocopa)
- Art
- Grosse Holzbiene (X. violacea)
Die grosse Holzbiene kann als Freund betrachtet werden: Indem sie Blumen besucht, um Nektar und Pollen zu sammeln, sorgt sie für die Bestäubung, befruchtet die besuchten Blumen und ermöglicht es den Pflanzen, Samen zu produzieren. Ihr Speiseplan ist breit gefächert: Grosse Holzbienen wurden auf fast 800 verschiedenen Pflanzenarten aus 85 verschiedenen Pflanzenfamilien beobachtet. Dennoch scheinen sie Pollen von Fabaceae (insbesondere Lathyrus) und Lamiaceae (insbesondere Salvia und Lamium) zu bevorzugen.
Die grösste Biene der Schweiz und Europas, Xylocopa violacea, ist die häufigste der drei in der Schweiz vorkommenden Arten von Holzbienen. Holzbienen werden wegen ihrer Grösse oft mit Hummeln verwechselt, sind aber aufgrund ihres Aussehens leicht zu unterscheiden: Ihr Körper ist schwarz, länglicher und weniger behaart; ihr Hinterleib (Abdomen) ist manchmal glänzend und ihre Flügel sind dunkel. Im Fall von X. violacea sind die Flügel blau/lila schillernd, daher der Artname violacea, was violett bedeutet.
Der Gattungsname Xylocopa leitet sich von dem griechischen Wort für Holzfäller ab. Der Name verrät das Nistverhalten der Bienen: Fast alle Arten bauen ihre Nester in hartem Pflanzenmaterial wie totem Holz. Mit ihren grossen, kräftigen Mandibeln (Mundwerkzeuge) graben sie Gänge in das Holz. Nachdem ein Eingang geschaffen wurde, wird ein langer Tunnel gegraben, in dem mehrere Brutzellen angelegt werden. Wenn das Holz dick genug ist, werden mehrere Gänge parallel angelegt. Die Brutzellen werden mit einem einzigen Ei und "Bienenbrot" gefüllt: einer Mischung aus Pollen und Nektar, die von Pflanzen gesammelt werden, sowie Sekreten und Enzymen, die von der Biene hinzugefügt werden. Das Bienenbrot ernährt die Bienenlarve zwei bis drei Wochen lang, danach verpuppt sie sich. Die vollständige Entwicklung vom Ei zur erwachsenen Biene dauert etwa zwei Monate. Die neuen erwachsenen Bienen schlüpfen im August und bleiben in der Nähe des Nestes, in dem sie geboren wurden, bis sie überwintern. Sie tauchen nach der Überwinterung wieder im März/April bis Mai auf und beginnen im Mai mit dem Bau neuer Nester.
Lesen Sie mehr in unserem Artikel “Ein glänzender Riese – Die Grosse Holzbiene”.
Zwar können Holzbienen auch als Feinde angesehen werden, aber nicht wegen ihres Stachels (den nur die Weibchen haben): Weibliche Bienen sind nicht aggressiv und meist mit dem Besuch von Blumen beschäftigt, weshalb sie selten stechen. Stattdessen kann ihr Nistverhalten dem Menschen aus zwei Gründen Probleme bereiten: 1) Sie bevorzugen sonnige und offene Gebiete, um ihre Nester zu bauen, z. B. Gärten, Parks, Obstgärten oder Waldränder. 2) Holzbienen bringen jedes Jahr nur eine Generation hervor, aber erwachsene Bienen können bis zu drei Jahre alt werden. Junge Bienen erben manchmal das Nest, in dem sie geboren wurden, ältere Bienen verwenden ihr vorheriges Nest wieder oder bauen ein neues Nest in der Nähe, was zu einer Ansammlung von Bienen in einem Gebiet führt. Diese Nisteigenschaften können zu schweren Schäden an hölzernen Berghütten, Holzhäusern oder Holzkonstruktionen wie Terrassen, Fensterrahmen, Zäunen usw. führen.

Eine grosse Holzbiene demonstriert ihre Zimmemanskunst. Bild: Adobe Stock
Bislang scheint dies in der Schweiz kein grosses Problem zu sein. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel, insbesondere an der Süd- und Ostküste, kommt es jedoch von Zeit zu Zeit zu einem starken Befall mit Holzbienen. Eine Erklärung, warum dies in der Schweiz nicht der Fall ist, könnte in den klimatischen Bedingungen und der übermässigen Bewirtschaftung der Natur, insbesondere der Beseitigung von Totholz, liegen. Allerdings könnte X. violaceae im Zuge des fortschreitenden Klimawandels und einer veränderten Umweltbewirtschaftung, d.h. durch das Zurücklassen von mehr Totholz, häufiger auftreten.
Dies sollte jedoch nicht unbedingt zu Problemen führen. Einem Befall kann man vorbeugen, indem man Holzstrukturen instand hält, unbehandeltes oder verwittertes Holz mit Lasuren oder Lacken streicht und Schäden an der Holzoberfläche vermeidet. Bestehende Nester können im Herbst vor der Überwinterung und während der Abwesenheit der Bienen abgedeckt werden, indem das Loch zugestopft und überstrichen wird. Werden die Nester im Frühjahr/Sommer abgedeckt, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Bienen die Löcher wieder öffnen, da sie mit Pheromonen markiert sind und die Bienen ein ausgezeichnetes Gedächtnis für die Lage ihrer Nester haben. Wenn die Nester im Winter abgedeckt werden, besteht die Gefahr, dass die Bienen darin gefangen werden und sterben, was vermieden werden sollte.
Quellen
Bénon D 2021. Xylocopa violacea. https://species.infofauna.ch/groupe/1/portrait/2122 Stand 7.6.24
Frye M & Gangloff-Kaufmann J 2017. Preliminary Evaluation of Exclusion as a Technique to Reduce Carpenter Bee Damage. https://ecommons.cornell.edu/items/0f5126ca-8d02-42e8-b4f2-a38a1ac4d8de Stand 7.6.24
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Gerling D et al. 1989. Bionomics of the large carpenter bees of the genus Xylocopa. Annual review of Entomology 34: 163-190. https://www.annualreviews.org/content/journals/10.1146/annurev.en.34.010189.001115