Ein glänzender Riese – Die Grosse Holzbiene
Sind Sie schon einmal überrascht zurückgewichen, weil ein grosses schwarzes Insekt durch Ihr Blickfeld geflogen ist? Das war wahrscheinlich Xylocopa violacea, eine meist harmlose Solitärbiene.
Steckbrief
- Mit einer Grösse von bis zu 2.5 cm ist Xylocopa violacea, die Grosse Holzbiene, die grösste Bienenart der Schweiz.
- Sie ist auch als Grosse Blaue Holzbiene, Blauschwarze Holzbiene oder Violettflügelige Holzbiene bekannt.
- Die Gattung Xylocopa gehört zur Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) und umfasst weltweit über 730 Arten1.
- In der Schweiz sind nur drei Arten von Xylocopa heimisch: X. violacea (Grosse Holzbiene), X. iris (Kleine Holzbiene) und X. valga (Östliche Holzbiene). Alle drei Arten sind vollständig schwarz und mit blossem Auge kaum zu unterscheiden.
- Xylocopa violacea kommt in der ganzen Schweiz in Höhenlagen von bis zu 1 500 m vor. Sie ist die am weitesten verbreitete Holzbiene der Schweiz.
- Sie bevorzugt sonnige Standorte wie Obstplantagen, Gärten, Parks und Waldränder.
Systematik
- Reich
- Animalia
- Stamm
- Gliederfüsser (Arthropoda)
- Klasse
- Insekten (Insecta)
- Ordnung
- Hautflügler (Hymenoptera)
- Familie
- Echte Bienen (Apidae)
- Gattung
- Holzbienen (Xylocopa)
- Art
- Grosse Holzbiene (X. violacea)
Lebenszyklus
Grosse Holzbienen sind, wie die meisten Xylocopa-Arten, Solitärbienen, d. h. sie leben nicht in einem Bienenstock und haben keine Königin. Normalerweise nisten sie in Totholz und graben Gänge mit ihren kräftigen Mandibeln. Das zerkaute Holz nutzen sie, um in den Tunneln Nistzellen zu bauen. In jede Zelle werden Eier gelegt und mit Pollenteig, einer Mischung aus Pollen und Nektar, versorgt, damit sich die Larven gut entwickeln können. Die Zellen werden dann mit kleinen zerkauten Holzstücken verschlossen. Die Gänge werden von einzelnen Individuen gegraben und können bis zu 40 cm lang sein. Bei einigen Holzbienenarten warten die frisch geschlüpften Weibchen in ihrem Geburtsnest, in der Hoffnung, es zu erben, wenn ihre Mutter stirbt. Das Graben eines neuen Tunnels ist sehr anstrengend und verbraucht fast so viel Energie wie 7 Stunden fliegen. Die Wiederverwendung oder gemeinsame Nutzung eines Nests scheint einen Vorteil zu bieten, auch wenn dies bedeutet, dass sich die eigene Fortpflanzung verzögert.
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Grosse Holzbienen sind univoltin, das heisst, sie produzieren nur eine Generation von Nachkommen pro Jahr. Wenn die erwachsenen Tiere im Spätsommer schlüpfen, suchen sie nach geeigneten Überwinterungsplätzen, bei denen es sich oft um alte und verlassene Nistgänge handelt. Die überwinterten erwachsenen Bienen können im zeitigen Frühjahr erneut beobachtet werden, wenn sie auf der Suche nach geeigneten Paarungspartnern und später nach Nistplätzen ausfliegen.
Keine glänzenden Aussichten
Entgegen der landläufigen Meinung ernähren sich Holzbienen nicht von Holz, sondern von Pollen und Nektar. Sie spielen eine wichtige Rolle in Ökosystemen, da sie hervorragende Bestäuber sind. Viele unserer Kulturpflanzen wie Tomaten, Auberginen, aber auch Zierblumen werden von ihnen bestäubt. Holzbienen sind polylektisch, d. h. sie ernähren sich von vielen Pflanzenarten aus verschiedenen Pflanzenfamilien wie Fabaceae – z. B. Luzerne (Medicago sativa), Lamiaceae – z. B. Echter Salbei (Salvia officinalis), oder Asteraceae – Nickende Distel (Carduus nutans). Leider sind in der Schweiz alle drei Holzbienenarten gefährdet. Lange Zeit wurde Totholz in Wäldern oder Parks als nutzlos angesehen und weggeräumt, wodurch geeignete Nistplätze wegfielen. Wenn Sie zum Überleben dieser schönen und nützlichen Art beitragen möchten, lassen Sie Totholz in Ihrem Garten einfach liegen, anstatt es zu entfernen.
Schon gewusst?
Männliche Holzbienen wurden dabei beobachtet, Stechangriffe gegen potenzielle Angreifer vorzutäuschen, obwohl sie stachellos sind. Weibliche Holzbienen können zwar stechen, sind aber nicht besonders aggressiv und stechen nur als letztes Mittel2 . Es wird jedoch berichtet, dass ihr Gift schmerzhaft sei und in einem Fall sogar einen kleinen Vogel getötet habe2.
Quellen
1Gerling D et al. 1989. Bionomics of the large carpenter bee of the genus Xylocopa. Ann Rev Entomol,34:163-190. http://dx.doi.org/10.1146/annurev.en.34.010189.001115
2von Reumont BM et al. 2022. Venom profile of the European carpenter bee Xylocopa violacea: Evolutionary and applied considerations on its toxin components. Toxicon: X, 14:100117. https://doi.org/10.1016/j.toxcx.2022.100117.