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Thorben Danke – Der Insektenporträtist

Thorben Danke ist bestrebt, seine Leidenschaft für Insekten an ein breites Publikum weiterzugeben, indem er mit seinen erstaunlichen Insektenfotos die Schönheit und Zerbrechlichkeit dieser für unseren Planeten so wichtigen Wesen vermittelt.

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Nahaufnahme des Balkenschröters oder Zwerghirschkäfers, Dorcus parallelipipedus, mit den Borsten am Übergang vom Kopf zum Brust.

Nahaufnahme des Balkenschröters oder Zwerghirschkäfers, Dorcus parallelipipedus, mit den Borsten am Übergang vom Kopf zum Brust. Bild © Thorben Danke

Die Kamera als Augenöffner 

Thorben Danke, ein autodidaktischer Fotograf aus Süddeutschland, lebte inmitten von Weinbergen und damit auch von vielen Insekten. Doch erst am 22. Juli 2016 wurde seine Leidenschaft für Insekten geweckt. An diesem Tag fotografierte Thorben mit einem Umkehrring und einem normalen Objektiv eine Goldfliege, und es war Liebe auf den ersten Blick. Dieses eine Foto löste seine Faszination für die winzigen Lebewesen aus und führte dazu, dass er sich auf eine Reise in die Makrofotografie begab, die seine Liebe zur Natur und zur Fotografie wunderbar miteinander verbindet.

Thorben Danke portrait

Portraitaufnahme von Thorben Danke und einem seiner Lieblingsobjektive. Bild © Thorben Danke

Vom Zufall zur technischen Perfektion 

Das erste Foto war jedoch reines Glück, und es mit anderen Insektenexemplaren zu wiederholen, erwies sich als eine Herausforderung. Entschlossen, seinen Erfolg nicht dem Zufall zu überlassen, widmete sich Thorben der Beherrschung der Techniken der Makrofotografie. Seine zweite erfolgreiche Aufnahme war der Kopf einer toten Hornisse, die er durch das Stapeln von 11 sorgfältig aufgenommenen Fotos mit unterschiedlichen Fokusebenen erzielte. Dies war ein vielversprechender Meilenstein, der Thorben weiter davon überzeugte, dass er auf dem richtigen Weg war.

Als sich seine Fähigkeiten verbesserten, tauchten neue Herausforderungen auf. Zum Beispiel sahen tote Insekten hässlich aus, also begann Thorben, sie zu reinigen und zu rehydrieren, damit sie vor der Kamera schön aussehen. Es bedurfte vieler Versuche und Fehler, aber er hatte die nötige Geduld für dieses spannende Projekt!

Die nächste Hürde bestand darin, 3D-Bilder von Insekten zu erstellen. Unbeirrt baute Thorben seinen eigenen Makroschlitten und programmierte ihn so, dass er mit Hilfe einer Technik namens Focus Stacking (siehe Kasten unten für Informationen zum Focus Stacking) komplexe 3D-Bilder aufnehmen konnte. Die Ergebnisse waren atemberaubend und haben die Grenzen seines Handwerks noch weiter verschoben.

Was ist Focus Stacking?

Was ist Focus Stacking? 

Focus Stacking hat die Insektenfotografie verändert, indem es das Problem der geringen Schärfentiefe angeht, das in der Makrofotografie eine häufige Herausforderung darstellt. Beim Fotografieren von kleinen, detailreichen Motiven wie Insekten ist aufgrund der Vergrösserung nur ein winziger Teil des Bildes scharf abgebildet. Dies kann es schwierig machen, das gesamte Insekt in einer einzigen Aufnahme klar zu erfassen. Um dieses Problem zu lösen, verwenden Fotografen das Focus-Stacking-Verfahren, bei dem sie mehrere Fotos desselben Motivs aufnehmen, jedes mit einem anderen Fokuspunkt, z. B. Augen, Beine und Flügel. Diese Bilder werden dann mit Hilfe von Software zusammengefügt, wobei die schärfsten Teile jedes Bildes kombiniert werden, um ein vollständig fokussiertes Endbild zu erhalten.

Mit dieser Technik können Fotografen und Fotografinnen eine unglaubliche Detailgenauigkeit und Klarheit im gesamten Motiv erzielen, so dass selbst die kleinsten Merkmale hervorstechen. Für Fotografen wie Thorben Danke ist Focus Stacking eine unverzichtbare Methode, die es ihnen ermöglicht, die komplexe Schönheit von Insekten in atemberaubenden, naturgetreuen Details einzufangen. Das Verfahren steigert nicht nur die visuelle Wirkung der Bilder, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten, die faszinierende Welt der Insekten zu erforschen und zu präsentieren. 

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Wie die sozialen Medien Thorben geholfen haben, sein Hobby zu professionalisieren

Thorben nutzt die sozialen Medien, um seine faszinierende Arbeit mit der Welt zu teilen. Auf Plattformen wie X (früher Twitter) knüpft er Kontakte zu Forschenden, die von seinen detaillierten Insektenfotos fasziniert sind. Auf Facebook und Instagram tauscht er sich mit anderen Makrofotografen über Tipps und Techniken aus. Insbesondere Instagram hat sich zu einer Plattform der Möglichkeiten entwickelt, über die er für Ausstellungen, Dokumentationen und verschiedene Projekte angefragt wird. Seine Arbeit hat so viel Anerkennung gefunden, dass sie sogar auf Netflix gezeigt wurde, wodurch seine atemberaubenden Bilder einem noch grösseren Publikum zugänglich gemacht wurden.

Ratschläge für Fotografie -Neulinge

In erster Linie betont Thorben die Bedeutung der ethischen Fotografie: Töten Sie keine Insekten, nur um ein Foto zu machen. Auch wenn das Töten eines einzelnen Insekts keine Auswirkungen auf seine Population hat, ist es doch unnötig und unethisch. Wenn man genau hinschaut, findet man jede Menge tote Insekten, so dass es keinen Grund gibt, lebenden Insekten zu schaden. 

Der Einstieg in die Makrofotografie erfordert keine grossen Investitionen. Beginnen Sie mit kostengünstigen Optionen: Die Verwendung von Zwischenringen oder eines Umkehrrings mit einem normalen Objektiv kann zu hervorragenden Ergebnissen führen, ohne das Budget zu sprengen. Wenn Sie das Budget haben, in ein Makroobjektiv zu investieren, sind Makroobjektive vielseitig einsetzbar und können auch für die Portraitfotografie verwendet werden. Für diejenigen, die an einer noch stärkeren Vergrösserung interessiert sind, können Mikroskopobjektive an Kameras angepasst werden, aber das ist ein weiterführender Schritt. Ausserdem ist auch der Kameratyp ein wichtiger Faktor. Spiegelreflexkameras eignen sich zum Beispiel für einfache Makrofotografie, aber Thorben empfiehlt, in spiegellose Kameras zu investieren, wenn man sich für Focus Stacking interessiert. Der Hauptgrund dafür ist, dass für Focus Stacking Tausende von Aufnahmen erforderlich sind, was für Spiegelreflexkameras ein Problem darstellen kann. Spiegellose Kameras mit einer geräuschlosen Verschlussfunktion haben eine längere Lebensdauer.  Vor allem aber rät Thorben Neueinsteigern, sich Zeit zu nehmen und den Prozess zu geniessen. Auch der Austausch mit anderen Fotografen ist wichtig – die Makrofotografie-Gemeinschaft ist hilfsbereit und immer bereit, Techniken und Ausrüstungstipps zu teilen.

Resolution first two years ocellus of Vespa crabro

Der Vergleich zweier Fotos des Ocellus der Europäischen Hornisse (Vespa crabro), die 2016 bzw. 2018 aufgenommen wurden, beweist die erstaunliche Entwicklung, die Thorben als Hobbyfotograf in seiner Freizeit innerhalb nur zwei Jahren erreicht hat. Bild: © Thorben Danke

Wie Kinder seine Arbeit sehen 

Thorben teilt seine Leidenschaft für Insekten mit seinen drei Kindern. Jedes Mal, wenn sie eine neue Art entdecken, ist Thorben genauso begeistert wie sie selbst. Er freut sich darüber, dass seine Kinder bereits so viel über die Insekten um sie herum wissen – ein Wissen, das er in ihrem Alter nicht hatte. 

Diese Leidenschaft überträgt er auch auf andere Kinder, indem er sie zu seinen Ausstellungen einlädt und ihre brennenden Fragen eifrig beantwortet. Er ist begeistert, wenn er sieht, wie diese Ausstellungen die Wahrnehmung der Kinder gegenüber Insekten verändern und sie dazu bringen, diese winzigen Lebewesen mehr zu schätzen und zu lieben.

Er glaubt fest an das Prinzip: Sehen – Wissen – Schätzen – Schützen. Er erklärt, dass der erste Schritt darin besteht, die Schönheit der Insekten um uns herum zu sehen und zu erkennen, was durch direkte Beobachtung, Dokumentarfilme und die Arbeit von Makrofotografen erreicht werden kann. Als Nächstes müssen wir mehr über die Insekten erfahren, und hier spielen Forschende und Lehrpersonen eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung der Menschen. Durch eine Kombination aus Sehen und Verstehen entwickelt man eine Wertschätzung für Insekten. Schliesslich wird jemand, der Insekten sieht, kennt und respektiert, sie naturgemäss auch schützen wollen. Dieses Prinzip leitet Thorbens Arbeit und seine Bemühungen, die nächste Generation für die Natur zu begeistern. Als Fotograf ist es seine Aufgabe, den Menschen zu helfen, Insekten mit all ihren EInzelheiten zu sehen!

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Dr. Kaan Mika

ETH Zurich - The Biocommunication Group

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