Vivian Sandoval und Bugs & Beads
Vivians tiefe Bewunderung für Insekten ist unübersehbar. Mit jahrzehntelanger Erfahrung verwandelt sie ihre Leidenschaft für die Entomologie in atemberaubende Kunstwerke. Sie verbindet Wissenschaft und Kreativität, um die Schönheit der Insekten im Alltag zu feiern.

Wer ist Dr. Vivian Sandoval?
Vivian ist eine Entomologin mit 20 Jahren Erfahrung in der angewandten entomologischen Forschung zu Quarantäneschädlingen, invasiven Arten und Insektentaxonomie (insbesondere von Ameisen, mycetobionten* Käfern und Fruchtfliegen). Sie hat zudem umfangreiche Kenntnisse im Management von Insektensammlungen und in der Zucht von Insekten. Seit fünf Jahren arbeitet Vivian für das Queensland Department of Primary Industries (DPI) in Brisbane (Australien) in der Marktzugangs-Forschung, insbesondere in den Bereichen Nacherntebehandlung, Wirtspflanzenstatus und integriertes Schädlingsmanagement von Fruchtfliegen. Einfach gesagt: Vivian sorgt dafür, dass keine Fruchtfliegeneier oder -larven in Früchten und Gemüse verbleiben, die in andere Länder exportiert werden. In ihrer neuen Rolle bei DPI arbeitet sie im Nationalen Feuerameisen-Bekämpfungsprogramm (National Fire Ant Eradication Program), wo sie das Diagnostikzentrum leitet und die Forschung zu Feuerameisen unterstützt.
Schon gewusst?

Von Vivian für das Feuerameisen-Programm in Harz gegossene Feuerameisen. Bild: © Vivian Sandoval
Feuerameisen erreichten Queensland, Australien, vor etwa 20 Jahren und haben seitdem erhebliche soziale, wirtschaftliche und ökologische Probleme verursacht. Diese hochaggressiven Insekten schwärmen blitzschnell aus, wenn ihre Nester gestört werden, und greifen oft an, bevor sie bemerkt werden. Im Gegensatz zu beispielsweise Waldameisen in Europa, die mit ihren Mandibeln beissen und gelegentlich Ameisensäure versprühen, besitzen Feuerameisen einen Stachel, den sie gezielt einsetzen. Ihre Stiche verursachen ein brennendes, juckendes Gefühl, das bis zu fünf Tage anhalten kann. Mehrere Stiche fühlen sich an, als würde der ganze Körper in Flammen stehen.
In seltenen Fällen können Feuerameisenstiche eine schwere allergische Reaktion namens Anaphylaxie auslösen, die tödlich sein kann. Sie stellen auch eine Gefahr für Haustiere und Nutztiere dar, weshalb sie sowohl für Menschen als auch für Tiere ein ernstes Problem sind.
In Gebieten, in denen Feuerameisen vorkommen, müssen Menschen ihr Verhalten anpassen, um Kontakt zu vermeiden. Viele verzichten auf Picknicks im Gras, laufen nicht barfuss oder setzen sich nicht auf den Boden. Selbst alltägliche Aktivitäten wie Rasenmähen oder Gartenarbeit können zu schmerzhaften Stichen führen.
Feuerameisen schädigen auch örtliche Ökosysteme, indem sie mit einheimischen Insekten konkurrieren und die Biodiversität verringern. Vivian arbeitet mit Feldmitarbeitenden zusammen, die Feuerameisen in entlegenen Gebieten aufspüren und Proben für die Diagnose sammeln. Die Untersuchungen von Vivians Team sind entscheidend für die Fortführung der Bekämpfungsmassnahmen.
Woher stammt Vivians Leidenschaft für Insekten?
Vivians Begeisterung für die Biologie begann während eines Besuchs im Chingaza-Nationalpark in La Calera, Kolumbien. Diese unvergessliche Erfahrung inspirierte sie dazu, Biologie zu studieren. Schon in jungen Jahren wurde sie ehrenamtliche Rangerin. Ihre Aufgabe war es, Insekten für ein von der US National Science Foundation finanziertes Projekt zu sammeln. Dabei lernte sie grundlegende Techniken wie das Aufstellen von Fallen und erwarb wertvolle taxonomische Kenntnisse. Diese Erfahrungen halfen ihr, verschiedene Insektengruppen mit Leichtigkeit zu identifizieren und zu unterscheiden, und festigten ihre Entscheidung, Entomologie zu betreiben – eine Wahl, die sie nie bereut hat!
Ein neues Hobby in einem neuen Land

Vivian und ihr handgefertigtes Perlenarmband mit einem “Weihnachtskäfer” (Christmas beetle). Bild: © Vivian Sandoval
Ursprünglich aus Kolumbien, studierte Vivian mehrere Jahre lang für ihren Doktortitel in Entomologie und arbeitete als Dozentin in Brasilien, bevor sie unerwartet nach Australien zog – mit ihrem Mann, der dort ein Jobangebot erhielt, und ihren drei Hunden und vier Katzen. Ein neues Leben in einem fremden Land zu beginnen, war nicht einfach – insbesondere die Jobsuche als Entomologin gestaltete sich schwierig. Doch Vivian gab nicht auf und begann ehrenamtlich in entomologischen Sammlungen und Museen zu arbeiten, um weitere Erfahrungen zu sammeln und ihre Fähigkeiten zu erweitern.
Während dieser Zeit entdeckte sie ihre kreative Seite und begann, handgefertigte, von Insekten inspirierte Schmuckstücke und Accessoires herzustellen und ihre Liebe zu Insekten in ihren persönlichen Stil einzubauen. Ihre Kolleginnen und Kollegen ermutigten sie, ihr Talent weiterzuentwickeln und ihre künstlerischen Fähigkeiten mit ihrer entomologischen Expertise zu verbinden und eine kleine Firma zu gründen.
Bugs & Beads
Für Vivian ist die unglaubliche Vielfalt der Formen und Farben der Insekten faszinierender als Edelsteine. Um das Bewusstsein für Insekten und Pilze zu schärfen, sie zu würdigen und die Angst vor ihnen abzubauen (Entomophobie), gründete sie Bugs & Beads. Ihre einzigartigen Kreationen umfassen Accessoires, Sammlerstücke und Schmuck, die von Insekten, Spinnentieren und Pilzen inspiriert sind. Dabei setzt sie fortlaufend neue Techniken ein, darunter Metallbearbeitung, Emaillekunst, das Eingiessen von Insekten in Harz und Perlenstickerei.

Produkte von Bugs & Beads, inspiriert von Insekten. Links: Weihnachtskäfer-Ohrstecker aus Acryl. Mitte: Armband mit Hirschkäfermotiv aus im Dunkeln leuchtenden Perlen. Rechts: Messingbienen auf schwarzen Harz-Ohrringen. Bild: © Vivian Sandoval
Vivian verwendet echte Insekten, die auf natürliche Weise gestorben sind – oft findet sie sie in ihrem Garten, an Bahnhöfen oder in Einrichtungen zur Insektenzucht. Im Laufe der Zeit begannen Forschende, ihr Insekten-Beifänge aus ihren Projekten zu spenden, sodass ihre Sammlung stetig wuchs.

Produkte von Bugs & Beads mit echten Insekten. Links: Queensland-Fruchtfliege in einem Harzanhänger. Mitte: Parasitiertes Puppenstadium eines Monarchfalters mit Harz und Sterlingsilber. Rechts: Anodisierte Edelstahl-Feuerameisen-Ohrstecker. Bild: © Vivian Sandoval
Als Entomologin legt Vivian grossen Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit in ihrer Kunst. Sie ist überzeugt, dass der Verkauf von Schmuck auch die Verantwortung mit sich bringt, Menschen über Insekten aufzuklären. Besonders gerne verkauft sie ihre Werke auf lokalen Märkten, wo sie direkt mit neugierigen Besuchern ins Gespräch kommt. Sie bringt sogar ihre Insekten-Haustiere – wie Stab- und Gespenstschrecken oder Gottesanbeterinnen – mit, damit die Menschen sie hautnah erleben können.

Bugs & Beads in Aktion. Vivian liebt es, ihren Marktstand einzurichten, Insektenhüte zu tragen, ihre Insekten-Haustiere zu zeigen und mit den Kundinnen und Kunden über Insekten zu plaudern. Bild: © Vivian Sandoval
Neben Schmuck stellt Vivian mittlerweile auch lehrreiche Harzblöcke mit bedeutenden australischen Schadinsekten für Bildungseinrichtungen her und nimmt Aufträge an, um Insekten als Erinnerungsstücke in Harz zu konservieren. Ihr Geschäft bietet zudem Werke anderer talentierter Künstler an, darunter Drucke, Karten, Schreibwaren, Stickereien und gehäkelte Skulpturen.
Insekten und Pilze: Eine symbiotische Beziehung jenseits von Zombies
Vivian liebt Pilze genauso sehr wie Insekten! Warum Pilze? Weil sich ihre Doktorarbeit mit mycetobionten* Käfern beschäftigte – Käfern, die in Baumschwämmen leben, sich von ihnen ernähren und sich dort fortpflanzen.

Picnoporus coccineus und seine winzigen Bewohner. Links: Frische und alte Baumschwämme im Feld. Mitte: Ein alter, vom Baumstumpf abgelöster Baumschwamm. Rechts: Nahaufnahme von winzigen Schwammkäfer der Art Octotemnus dilutipes, die im Inneren dieses Pilzes leben. Bild: © Vivian Sandoval
Die offensichtliche Rolle vieler Insekten ist die Bestäubung, aber über ihre Wechselwirkungen mit Pilzen ist nur wenig bekannt. Viele Menschen verbinden diese Interaktion mit Antagonismus – also dem Befall und Tod von Insekten durch Pilze, wie es bei den sogenannten Zombie-Ameisen der Fall ist. Doch das ist nicht immer so.
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Ähnlich wie Pollen werden Pilzsporen im Wald verbreitet, indem sie sich an bestimmte Insekten – insbesondere Fliegen und Käfer – heften, die den Pilz als Nahrungsquelle aufsuchen. Während diese Insekten die Sporen transportieren, fressen andere Insekten die Sporen zusammen mit dem Myzel und den Fruchtkörpern. Auf diese Weise gelangen Nährstoffe zurück in den Boden, was den Nährstoffkreislauf unterstützt und die Bodenqualität verbessert.
Die winzigen Schwammkäfer (Familie Ciidae), sind die zahlreichste und artenreichste Gruppe von Insekten, die sich von Baumschwämmen ernähren. Sie besiedeln einen Fruchtkörper, indem sie ihn von innen aushöhlen und sich dort ernähren – oft erst, nachdem der Pilz seine Sporen freigesetzt hat, manchmal lange nach seinem Absterben. Nach mehreren Wochen oder Monaten haben die Käfer alle inneren Gewebestrukturen vollständig zersetzt. Ohne ihre Aktivität könnten diese Pilze mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte ohne Zersetzung überdauern und somit eine unzugängliche Reserve lebenswichtiger Nährstoffe für die Umwelt bleiben.
Glossar*
Mycetobiont: Organismen, die vollständig von Pilzen abhängig sind – sei es als Lebensraum, zur Eiablage oder als Nahrungsquelle.